Wenn ihm etwas besonders am Herzen liegt, dann betont Wolfgang Schäuble seine Worte gerne, indem er mit den Fingern kräftig auf den Tisch klopft. Dies tat er an diesem Sonntag, den 23. Juni besonders häufig, denn der hiesige CDU-Ortsverband und die Nordakademie hatten zu einem Festakt anlässlich des Jubiläums „70 Jahre Grundgesetz“ in die Köllner Chaussee nach Elmshorn geladen. Bei sommerlichen Temperaturen war der große Saal der Nordakademie mit 260 Besuchern bis auf den letzten Platz besetzt.
„Ein ganz besonderer Moment“, so kommentierte Ortsverbandsvorsitzender Nicolas Sölter den Augenblick, als unser Bundestagspräsident vor Ort eintraf und ihm kräftig die Hand schüttelte. Man sieht diesem Mann seine 76 Lebensjahre an. Mit über 45 Jahren Mitgliedschaft im Deutschen Bundestag ist der gebürtige Freiburger das am längsten amtierende Mitglied der Parlamentsgeschichte und diese vielen Jahre in der Verantwortung für unser Land haben ihre Spuren hinterlassen. Aber sein Blick strahlt immer noch diese Tatkraft aus, diesen unbändigen Willen, für seine Überzeugungen einzutreten und auch kontroverse Themen nicht außen vor zu lassen. Seine politische Vita ist beispiellos und für viele in der Politik aktive Menschen ist Wolfgang Schäuble so etwas wie eine verlässliche Konstante auch in unruhigen Zeiten. Nicolas Sölter dazu: „Wenn ich 2010 im Zuge der Eurokrise Bilder von erschöpften Politikern nach endlosen Verhandlungsrunden gesehen habe, dann war ich immer beruhigt, wenn ich wusste, dass Wolfgang Schäuble dabei war.“
Unser Grundgesetz war Thema des Festaktes, zu dem Wolfgang Schäuble eine gut einstündige Rede hielt – vollkommen frei, ohne Notizen und gespickt mit Anekdoten aus seinem politischen Leben.
Als das Grundgesetz 1949 durch den Parlamentarischen Rat in Bonn ausgearbeitet wurde, da wurde Wolfang Schäuble gerade eingeschult. Damals, gerade einmal 4 Jahre nach der Befreiung aus der schrecklichsten Phase der deutschen Geschichte, war das Grundgesetz so etwas wie eine Hoffnung auf eine neue demokratische Ordnung, ein Versprechen für eine bessere Zukunft. Und diese Hoffnung hat sich erfüllt, bildet sie doch die Basis für unseren Rechtsstaat, unsere soziale Marktwirtschaft und – das kann man gar nicht häufig genug betonen – die längste Friedensphase in der deutschen Geschichte. So wurde aus dem Provisorium, welches ursprünglich nur als Übergangslösung bis zur Wiederherstellung der deutschen Einheit und Erlass einer Verfassung gedacht war, die Grundlage unseres freiheitlich-demokratischen Wohlstandes, um den uns ein Großteil der Weltbevölkerung beneidet.
Wolfgang Schäuble brachte es mit einem einzigen Satz auf den Punkt: „Das Grundgesetz ist ein Glücksfall für Deutschland“. Ich ergänze diesen Satz: „Wolfgang Schäuble ist ein Glücksfall für Deutschland“ und klopfe dabei mit den Fingern auf den Tisch.